* 4. Juli 1896
† 16. Oktober 1987
von Gottfried Eberle und Nico Schüler
Essay
Hanning Schröder stand ebenso zwischen den Hauptströmungen seiner Zeit wie die Tradition, an die er sich anschloss. In seinem Geburtsjahr 1896 starben mit Clara Schumann und Anton Bruckner die Exponenten zweier musikästhetischer Richtungen, deren Gegensatz die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts geprägt hatte. Der Antagonismus zwischen Brahmsianern und Wagnerianern war durch die jeweiligen Anhänger ungebührlich hochgespielt worden und hatte am Ende der Epoche an Relevanz eingebüßt: Arnold Schönberg knüpfte an beide Richtungen an. Doch in Schönberg erschöpfte sich die Epoche bei weitem nicht. Da gab es zum Beispiel noch Joseph Rheinberger, den Begründer der „Münchner Schule“, deren Ausstrahlung bis in die USA reichte. Er war bei Franz Lachner, einem Freund von Franz Schubert und Schüler von Simon Sechter in die Lehre gegangen, einem Komponisten, dessen Stil zwischen Schubert und Bruckner angesiedelt ist. Rheinberger, von Wagner gänzlich unberührt, gab Lachners kontrapunktische Kunst an mehrere Schüler-Generationen weiter. Seinen Unterricht genoss neben vielen anderen Julius Weismann (1879–1950), der Hanning Schröders Lehrer wurde und der in seinem Schaffen den Übergang vom neuromantischen Stimmungsbild zum Neobarock vollzog: Weismanns Klavierzyklus „Der Fugenbaum“ (1943/46) ist ein modernes „Wohltemperiertes Klavier“.
Noch ohne Kompositionsunterricht schrieb ...